beatrice schumacher
historikerin

crossing borders.

Contact Improvisation in der Schweiz. Eine historische Annäherung. 1980 bis heute.





  • dancescape grimsel 2003
  • grimsel projekt
  • grimsel projek 2004
  • grimsel projekt
  • grimsel projekt 2004

> videostills: dancescape.Grimsel. Tinu Hettich, Ivo Knill, Katharina Wüthrich, 2003





 

 

Thema

1972 zeigen rund ein Dutzend junge Tänzerinnen und Tänzer eine experimentelle Performance. Eine Woche lang treffen in einer New Yorker Galerie Körper auf Körper, springen, fallen, rollen, fangen und heben sich gegenseitig, - blitzschnell.

Die Performance heisst „Contact Improvisations“. Sie strahlt rasch über die Tanzavantgarde hinaus und wird zu einem losen sozialen Netzwerk. Die Gründer/innen verzichten auf ein Label.

Contact Improvisation wird heute weltweit getan zt. In der Schweiz finden sich die ersten Spuren Ende der 1970er Jahre.

Contact Improvisation überschreitet Grenzen. Nicht nur geografische. Sie eröffnet Spielräume der Körperlichkeit jenseits gesellschaftlicher Konventionen. Sie macht die Haut zur kommunikativen Kontaktzone. Körper werden durchlässig und kreieren einen gemeinsamen Tanz.

Contact Improvisation stellt Tanzende vor fundamentale Fragen nacht Nähe, Intimität oder Sexualität, nacht der Beziehung zu sich selbst und zu andern. Sie unterwandert die Vorstellung eines klar klar abgegrenzten Körpers und damit die für westliche Gesellschaften konstitutive Vorstellung des Individuums.

Dieses Erbe verbindet Contact Improvisation bis heute mit ihrem Ursprung in der Kunst. Sie findet meist in Settings statt, die nicht als Kunsträume gelten, sondern bewegt sich in einem fliessenden – und daher anspruchsvollen – Grenzbereich zwischen sozialem Tanzereignis und Kunst.


Buchprojekt

crossing borders erkundet die Welt der Contact Improvisation in der Schweiz von den späten 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Es schreibt ihre Geschichte als die Geschichte einer Auseinandersetzung mit Freiräumen rund um Körperlichkeit und Kunst in einer spezifischen Gesellschaft.

Das Projekt entsteht im Dialog mit Tanzenden. Es beschreibt und reflektiert die CI-Welt im Prisma vielfältiger Erfahrungen als persönliche Praxis, als energetische Räume und als soziale Netzwerke, die die nationale Grenzen überschreiten. Sie wird greifbar als praktisches Handeln in konkreten Situationen und an bestimmten Orten. Genau dort, wo Tänzerinnen und Tänzer Spielräume ausloten, erweitern, gestalten und begrenzen.

Mein Zugang zur Welt der Contact Improvisation basiert auf meiner eigenen langjährigen Praxis und der Zugehörigkeit zu lokalen und überregionalen Netzwerken. 

Meine Perspektive als Tänzerin ist Teil der (Selbst-)forschung. Als Historikerin bringe ich eine erweiterten gesellschaftliche Sicht ein.

crossing borders betritt weitgehend Neuland. Es gibt Einblicke in die Beweggründe und die Erfahrungen von Tanzenden, in einer tendenziell körperskeptischen westlichen Gesellschaft Spielräume der Körperlichkeit zu erkunden. Es zeigt Contact Improvisation als ein Praxisfeld, über das zu reflektieren sich nicht nur für diejenigen lohnt, die daran teilhaben. Über Contact Improvisation zu forschen, bedeutet Wechselwirkungen zwischen Körperlichkeit, Kunst und Gesellschaft zu reflektieren. Darin liegt meine persönliche Motivation. Dies erscheint umso relevanter und spannender, als der gesellschaftliche Umgang mit Körperlichkeit, Berührung und Nähe sich seit den späten 1970er Jahren markant gewandelt hat, und sich in der Gegenwart sogar besondes stark verändert.

Die Recherchen zu diesem Projekt haben 2021 begonnen.
Die Ergebnisse werden in Buchform veröffentlicht.
Gespräche und historische Dokumente werden langfristig archiviert. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zur Spurensicherung einer flüchtigen und bislang wenig dokumentierten Szene.

 

 

 

 Fall after Newton provides a glance in the early days when  Contact Improvisation was first of all a research, with the commentary voice of Steve Paxton (1939–2024), the leading figure among the founder generation.














Zürich 1980: The San Francisco men's performance collective shows and teaches Contact Improvisation in a week-long workshop

Zürich 1981: Flyer of the «Offene Gruüüe / open class Kontaktimprovisation» 




Zürich 1982: Robin Feld, New York and Bob Rease, San Francisco, perform and teach in Rote Fabrik

Documents: Courtesy Walter Weiler

Further watching

Selected insight in history, teaching. performing and jamming  Contact Improvisation 


The poetics of touch, 2007, a documentary featuring legendary dancer and teacher Nancy Stark Smith (1952–2020)






Emergence de la Danse Contact Improvisation in France is one of the rare documentations of a local community, the Atelier Contact in Paris in the years 1978–1985, remembered by its former members.







Contactfestival Freiburg, a documentary of the 2018 issue, offering glimpses in one of the today most renown festivals with international teachers, celebrating dance as well as community life

Gogolfest 2016 - a Contact Improvisation performance on stage full of relish, skill and joke.

Art of Jamming 2021 gives an idea about what the most popular way to practice can look like (this one happened not in Switzerland)


Further reading


Cynthia J. Novack, Sharing the Dance. Contact Improvisation and American Culture, Univ. of Wisconsin Press, 1990

Steve Paxton: Drafting interior Techniques, ed. by Roman Bigé, Lisboa, Culturgest, 2019
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